Dienstag, 24. November 2009

Sexualität bei Menschen mit Behinderung

Entgegen der landläufigen Meinung ist es nicht so dass Menschen mit Behinderung quasi aus der Sexualität ausgetreten sind und dieses Verlangen unterdrückt oder gar komplett ausgeschlossen ist.
Sexualität von Menschen mit Behinderung scheitert nämlich weitaus öfter an mangelnden Liebesbeziehungen als an Potenzproblemen, und diese sind auch durch keinen Plastikpenis oder andere Prothesen oder Hilfsmitteln zu ersetzen.

Körperlich oder/ und geistig behinderte Menschen zeigen der nicht sichtbar behinderten Umwelt die negativen Seiten des Lebens, die minder bewertet und daher abgelehnt werden. Viele würden den Tod einem Leben in Abhängigkeit von Anderen, mit fehlenden oder gelähmten Gliedmaßen, mit Schmerzen usw. vorziehen (solche Todesphantasien finden gesamtgesellschaftlich ihren Ausdruck wieder ganz ausgeprägt in der Jagd auf mögliche behinderte Föten mittels Pränataldiagnostik). Aber Behinderung gehört zur Existenz, zur Vielfalt des Lebens. Was Menschen mit Behinderung auf körperlicher oder geistiger Ebene an bestimmten Einschränkungen erleben, gehört letztlich zu jedem Leben, wenn auch auf ganz verschiedene Weise oder in unterschiedlichen Bereichen. Solange Behinderung als etwas Schreckliches gilt, wird sie abgelehnt. Und diese Ablehnung wird auf die Träger der Behinderung abgedrückt. Normalerweise werden Menschen mit einer angeborenen Behinderung negativ bewertet. Es wird immer untersucht, was sie nicht können, was fehlt, was angeblich nicht normal ist. Da, wo sich eine allfällige Normalisierung oder eine Leistungsmöglichkeit erhoffen läßt, wird mit Hilfsmitteln, Therapien, Förderplänen etc. aufgefahren. Damit wird behinderten Menschen von frühester Kindheit an Missachtung in Form von Demütigung, enormem Leistungsdruck durch überhöhte Leistungsvorstellungen und Bestrafung entgegengebracht, die in ihrer Willkür für ein Kind kaum nachvollziehbar sind. Die Botschaft aber verinnerlicht es: “Ich bin nicht richtig, so wie ich bin, die wollen mich anders haben.“ Behinderte Kinder lernen schnell, dass ihre Bedürfnisse und Gefühle aus ihrem Sein, zu dem eben ihre Möglichkeiten gehören, nicht lebbar zu sein scheinen oder es nicht sind. Maskierung wird betrieben, die Betroffene in unterschiedlicher Weise selbst mitmachen, als Überlebensstrategie, aus dem lebensnotwendigen Wunsch nach Anerkennung und Liebe, nach Beziehung, letztlich nach dem durch all die Normalisierungsversuche geraubten Bezogensein auf sich selbst. Menschen mit Behinderung sind geprägt von der Sehnsucht: “Wenn ich nur die sein könnte, die Ihr alle wünscht, dann könntet Ihr mich nicht zurückweisen“ Durch derartige Normalisierungsversuche werden die Seelen der Betroffenen kolonialisiert. Eine mögliche Reaktion auf diese Kolonialisierung ist die Resignation als Strategie, mit der eigenen Verachtung überleben zu können. Eine andere Reaktion ist, sich um fast jeden Preis zur/ zum Vorzeigebehinderten zu entwickeln. Behinderte Kinder lernen sehr schnell, dass den Therapeutinnen, den Krankenschwestern usw. die Therapie mit einem intelligenten Kind Spaß macht, die sogenannten Fortschritte lassen sich gut beobachten und stolz demonstrieren. Auf diese Art oder als strahlender Sonnenschein, auch wenn es einem mit diesen Therapien unter Umständen ganz beschissen geht, läßt sich gewissermaßen Lebenszweck und Anerkennung erkaufen - eine Strategie, die von Anbeginn an negative Wertung des eigenen Körpers auszuhalten. Daher kommt die häufig beobachtete nette Angepasstheit von Menschen mit Behinderung; sie ist ein Versuch, sich selbst ungeschehen zu machen. Behinderte geraten so aber in einen Objektstatus und lernen nicht, sich selbst als Menschen zu erkennen, mit eigenen und nicht bereits entfremdeten Wünschen. Sie machen sich also Wünsche der Umwelt zu Eigen, immer in der Hoffnung, auf diese Art mehr als nur überleben zu können. Eine dritte mögliche Reaktion: Selbsthass und Selbstmitleid. Das ist der Punkt, an dem wir als Betroffene unsere Behinderung zum Ausspielen von Macht missbrauchen: nicht behinderte Angehörige oder Freunde oder Freundinnen nnen werden manipuliert, via Tränendrüsen wird Gewünschtes erzwungen, und je größer die Schuldgefühle oder das Mitleid der nicht Behinderten sind, desto mehr rennen sie für uns.

Weder als Resignierte, die den Glauben an ein eigenes Leben aufgegeben haben, noch als nette und gute Angepasste, als die wir unser Selbst verloren haben, noch als Tyrannen der Menschen rund um uns sind wir begehrenswert, weder für uns selbst noch für andere.

Dass sich selbst lieben (Liebe dich selbst wie deinen Nächsten ) die Grundvoraussetzung ist, andere zu lieben, sagt uns einer der christlichen Glaubensgrundsätze: “Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Bloß wurde uns über den zweiten Teil dieser Weisheit so wenig Kenntnis vermuittelt.

Solange Behinderung abgelehnt wird, steht Macht und/oder Ohnmacht vor jeglicher potentiellen Liebe. Alle Menschen mit einer Behinderung haben die Aufgabe, mit den Einschränkungen so lange zu ringen, bis die eigenen Begrenzungen angenommen werden können als etwas einem Zugehöriges wie grüne Augen oder krauses Haar. Und da eben ist der eine kleine Unterschied: nicht sichtbar behinderte Menschen können sich meist länger oder bequemer um ihre Begrenzungen herummogeln. Je mehr sie das tun, desto weniger sind sie fähig, einen Menschen mit einer vielleicht sichtbaren Behinderung zu lieben;bewusst oder unbewusst sind sie froh, wenn Behinderte weiterhin unter ihresgleichen weg und abgeschoben bleiben. Deshalb brauchen wir unter anderem auch Gesetze, welche Integration einfordern. Wenn Menschen mit Behinderung zum selbstverständlichen Bild einer Gesellschaft gehören, werden sie auch irgendwann als mögliche LiebespartnerInnen wahrgenommen. Damit eine solche Liebe tagtäglich aber auch gelebt werden kann, braucht es das System der persönlichen Assistenz, weil ohne diese eine Partnerschaft zu einem unheilvollen gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis verkommt.

Dienstag, 17. November 2009

Lieben trotz Behinderung

Auch eine Behinderung oder eine körperliche Einschränkung ist kein Hinderrungsgrund auf eine Liebe und eine erfüllte Sexualität zu verzichten. Jeder Mensch hat einen Anspruch auf ein Sexualleben. Es gibt aber auch viele Probleme in der Entwicklung eines Sexuallebens, egal ob die Behinderung angeboren oder durch Unfall erworben wurde. Die Pubertät, Erektionsprobleme, der unerfüllte Kinderwunsch, die Inkontinez, körperliche Annonalien, Depressionen, Gicht, Osteoporose, die Mobilität beim Akt selbst und so weiter.
Wir versuchen, die besten und angenehmste Stellungen für den Liebesakt zu beschreiben und Hilfestellungen und Tipps zu vermitteln. Bei Fragen oder Anregungen freuen wir uns auf Ihre Kommentare.